Ja, ich bin vom Seifen-Virus befallen - wie so viele vor mir. Seife selbst herzustellen, sie liebevoll zu verpacken, zu verschenken, selbst damit zu baden - das alles macht mich glücklich. Seife bzw. Seifenleim ist ein äußerst interessanter Werkstoff. Der eigenen handwerklichen Kreativität sind rund um das Thema quasi keine Grenzen gesetzt, und bald begutachtet die emsige Seifensiederin die Lebensmittel im Supermarkt nur noch nach dem Kriterium "Verseifbarkeit".
Wenn ich dusche oder bade, möchte ich nicht nur sauber werden, sondern den Akt an sich auch genießen, den Schaum fühlen, den Duft riechen, sehen, wie sich das Badewasser einfärbt. Ich brauche immer eine große Auswahl an Düften und Farben, je nach Stimmungslage, und so ist das Seifemachen für mich ideal.
Industrielle Kernseife wird zumeist aus Rintertalg hergestellt, es wird verseift, dem Seifenleim wird Glyzerin entzogen, um es anderweitigen Kosmetikprodukten zuzuführen, und schließlich wird der Seifenleim ausgesalzen, so dass nur noch die Grund-Seife, vorhanden ist. Grund-Seife hört sich auch gleich viel weniger gut als Kernseife an, oder? Der so entstandenen Roh-Seife, die keinerlei pflegende Eigenschaften mehr besitzt, werden anschließend möglicherweise wieder Glyzerin sowie pflegende Öle hinzugefügt, aber in einem viel zu geringem Maß.
Der Grund, warum diese Seife die Haut angreift, ist - im Gegensatz zur landläufigen Meinung - dann nicht der, dass sie alkalisch ist (auch eine ph-neutrale Waschlotion kann die Haut austrocknen), sondern der, dass sie nicht überfettet ist!
In der Industrie wird Fett zur Seifenherstellung immer 1 : 1 verseift, d. h. es bleibt kein tatsächliches Fett mehr in der Seife, das Fett hat sich mittels der Lauge im chemischen Prozess der Verseifung komplett in alkalische Salze = Tenside = Seife verwandelt. Diese Eigenschaft ist günstig für ein Putz- und Waschmittel zum Wäschewaschen, nicht aber, um damit die menschliche Haut zu reinigen, schon gar nicht reifere, trockene oder sehr beanspruchte Haut (Hände von Handwerkerinnen!).
Zur Erläuterung: NaOH ist extrem ätzend. Man löst NaOH-Kristalle oder -plättchen in Wasser, um eine Natronlauge zu erhalten. Ein einziger Spitzer Lauge kann einen das Augenlicht kosten und die Haut lebensgefährlich verätzen. Ohne Schutzbrille, Schutzkleidung und entsprechendes Vorwissen sollte also niemand damit hantieren, das kann man gar nicht deutlich genug sagen!
Leider gibt es aber keine andere Möglichkeit, Seife herzustellen, als Öle und feste Fette mit Natron- oder Kali-Lauge zu verseifen. Eine echte Herausforderung!
Was aber macht denn nun die Naturseife so besonders? Im Gegensatz zur handelsüblichen Seife ist in der selbst gesiedeten Seife zunächst einmal das beim Verseifungsprozess automatisch entstehende Glyzerin noch im vollem Umfang erhalten. Glyzerin ist auch ein natürlicher Bestandteil unseres körpereigenen Feuchthaltesystems der Haut, ein so genannter Hydratisierer, denn das Glyzerin bindet Wassermoleküle und kann diese sogar in die Haut einschleusen. Dadurch wird die Haut beim Waschvorgang vor Feuchtigkeitsverlust geschützt, d. h, sie trocknet weniger aus. Doch die Haut braucht nicht nur Feuchtigkeit, sondern auch Fett. Seife löst Schmutz und auch Geruch sehr zuverlässig, dabei geht aber leider auch ein Teil des natürlichen Körperfetts verloren. Der Vorteil der Naturseife ist der, dass sie nicht wie die Kernseife 1 : 1 verseift und zudem noch ausgesalzen wird, um sie von allem, was eventuell auch pflegen könnte, zu reinigen. Bei der Herstellung einer Naturseife kann man schon im Rezept bestimmen, zu wie viel Prozent sie später überfettet sein soll. Meine Seifen überfette ich in der Regel mit 7 bis 13 Prozent. Mit den mit 7 % überfetteten Seifen wasche ich mir die Haare, mit den höher überfetteten das Gesicht. Überfettung bedeutet, dass schon im Rezept ausgerechnet wird, dass nicht das gesamte Fett, in meinem Fall fast ausschließlich pflanzliche Öle, wie Olivenöl, Kokosöl, Rapsöl, Mandelöl usw., durch das NaOH verseift wird, sondern dass es in der fertigen Seife noch einen (eben 7 bis 10 prozentigen) Fettüberschuss geben wird. Die Seife ist damit automatisch rückfettend.
Pflegestoffe, wie Buttermilch, Sahne, Mascarpone oder auch Honig und Kräuter können übrigens in der Seife nicht verderben (es sei denn, sie ist ZU hoch überfettet, dann kann die Seife durchaus ranzig werden, was man aber sofort riechen würde), denn das Milieu der Seife ist zu alkalisch. (Kurze Erklärung: Ein Wert von 5,5 wäre sauer, wie der ph-Wert der Haut, 7 ist ph-neutral, wie z. b. bei destilliertem Wasser, und der ph-Wert einer fertigen Seife liegt zwischen 8 und 10. Eine echte Seife kann nie ph-neutral sein! Aber ein geringer alkalischer Wert ist nicht zwangsläufig ein Qualitätsmerkmal, eine ph-neutrale Waschlotion kann ebenso austrocknen oder zu Irritationen führen, siehe oben!)
Somit besteht meine handgemachte Seife eigentlich nur aus verseiften pflanzlichen Ölen und Wasser und einigen Zugaben, wie Honig, Sahne oder Buttermilch. Natürlicher geht´s nicht!
Meine Seife siede ich für mich selbst oder um sie zu verschenken. Die Beschäftigung damit, von der Erstellung des Rezepts, über das Einpacken und Anwaschen, bis hin zur Freude der Beschenkten macht mich rundherum glücklich! :-)
Haarewaschen mit Seife:
Zum Haarewaschen empfiehlt sich eine Naturseife, die nicht mehr als 7% überfettet ist, obwohl bei extrem trockene Kopfhaut im Einzelfall auch eine höhere Überfettung denkbar wäre. In vielen Haarpflegeforen wird die Aleppo-Seife empfohlen, eine reine Olivenölseife mit Lorbeeröl, die bis 5 Prozent überfettet ist. Das Haar wird einfach mit der Seife und viel Wasser eingeschäumt. Wem das zu viel Gerubbel ist, dem sei empfohlen, aus der festen Seife eine flüssige Seife herzustellen: Man übergieße einfach einen Teil feiner Seifenraspel mit 2 oder 3 Teilen kochendem Wasser und verrühre beides gründlich. Nach der Haarwäsche empfiehlt es sich, eine saure Spülung zu machen. Dazu ca. 1/4 Essig oder Zitronensaft mit 3/4 warmen Wasser mischen, über das Haar gießen und gut ausspülen. meiner Erfahrung nach glättet Zitronen- oder Limonensaft das Haar noch besser als Essig, so dass es nach dem Trocknen noch mehr glänzt, aber das muss jeder für sich herausfinden.
Die Säure glättet die Schuppen der Haare, was dazu führt, dass es weicher ist und dass sich im trockenen Haar das Licht besser spiegeln kann, so dass es schön glänzt.
Seifen-Fotos:
Seifen auf den verwendeten Fotos (von oben nach unten):
Rosenseife (2 Fotos)Rose-Orange-Buttermilch
Abend-Glut (mit Orangen-, Zimt-, Rosen- und Lavendel-Duft)
Abend-Glut und rechts: Friedels Zitronentraum mit viel frischem Lemongrass
Abend-Glut und Gesichtsseife auf Luffa
Orange-Buttermilch
Eukalyptus mit Rosmarin
Lavendel-Mascarpone
En Provence mit viel Lavendelöl
Noch einmal Rosen-Seife
Noch einmal Orange-Buttermilch
Eingepackte Nizza-Seife, von Nizza inspiriert...
Rosen-Seife mit Lavendel-Rosmarin-Einlegern
Pure & Natural (ohne Duft und Farbe): Gesichtsseife auf Luffa.
Text & Fotos: (c) KBOTHA 2015